5 HTP – Die Aminosäure 5-hydroxytryptophan

5-Hydroxytryptophan (kurz: 5-HTP) ist eine Aminosäure, die ganz natürlich in Deinem Körper vorkommt. Sie entsteht als Zwischenprodukt aus der Aminosäure L-Tryptophan, wenn Serotonin hergestellt wird. Serotonin ist ein sogenannter Neurotransmitter, der Deine Stimmung beeinflusst. Deshalb ist es allgemein auch als “Glückshormon” bekannt.
5-HTP wird bei Depressionen, Angstzuständen, Übergewicht, Schlaflosigkeit und vielen anderen Zuständen eingesetzt. Die wissenschaftlichen Beweise für die meisten dieser Anwendungen müssen allerdings noch durch weitere Studien offiziell belegt werden.
Wie wird 5-Hydroxytryptophan gebildet?
5-Hydroxytryptophan ist also ein Vorläufer von Serotonin, der aus der Aminosäure L-Tryptophan gebildet wird. Um 5-Hydroxytryptophan und anschließend Serotonin bilden zu können, musst Du die Aminosäure L-Tryptophan aufnehmen. Der Körper bildet 5-HTP also aus dem, was wir essen.
Bestimmt ist Dir der Begriff “Aminosäure” bekannt aus dem Biologieunterricht. Aminosäuren sind Bausteine von Proteinen. Alle Zellen in Deinem Körper sowie viele verschiedene körpereigene Stoffe sind aus Proteinen aufgebaut. Tryptophan ist somit quasi Dein “Baustein für gute Laune”.
Es gibt 8 essentielle Aminosäuren für Erwachsene bzw. 9 essentielle Aminosäuren für Säuglinge. Essentiell bedeutet, dass diese Aminosäuren unentbehrlich sind und wir sie über die Ernährung aufnehmen müssen. Denn der Körper kann sie nicht selbst bilden. Von allen essentiellen Aminosäuren, ist Tryptophan in Lebensmitteln am wenigsten enthalten. Tryptophan kommt zum Beispiel in Käse, Fleisch, Fisch und Eiern vor. Dir fällt vielleicht auch gerade auf, dass es sich vor allem um tierische Produkte handelt. Insbesondere Veganer müssen also darauf achten, dass sie Tryptophan-reiche pflanzliche Lebensmittel essen, um genügend 5-HTP und Serotonin bilden zu können. Pflanzliche Lebensmittel mit Tryptophan sind Bananen, Schokolade, Hülsenfrüchte und Cashews.Die Bildung von Serotonin über 5-HTP hängt von Deiner Tryptophan-Aufnahme über die Ernährung und die Verfügbarkeit von Tryptophan im zentralen Nervensystem ab. Der Transport von L-Tryptophan von Deinem Blut ins zentrale Nervensystem ist jedoch abhängig von mehreren Faktoren. Die Aminosäure wird zum Beispiel auch für andere wichtige Stoffwechselprozesse benötigt und dabei verbraucht. Stress, erhöhte Cortisolspiegel (Dein “Stresshormon”-Spiegel) und Vitamin B6-Mangel können den Transport und somit die Verfügbarkeit von L-Tryptophan verschlechtern.
L-Tryptophan wird durch das körpereigene Enzym Tryptophanhydroxylase in 5-HTP umgewandelt. 5-HTP wird dann in einem weiteren Schritt durch das Enzym L-Aminosäuredecarboxylase in Serotonin umgewandelt. Das Vitamin B6 unterstützt die L-Aminosäuredecarboxylase bei diesem wichtigen Schritt.

Infografik: 5-hydroxytryptophan - Aufnahme von L-Tryptophan
Wie wirkt 5-Hydroxytryptophan
5-HTP wirkt im Gehirn und im zentralen Nervensystem, indem es die Produktion des “Glückshormons” Serotonin erhöht. Serotonin kann Deinen Schlaf, Deinen Appetit, Deine Libido und Dein Schmerzempfinden beeinflussen. Da 5-Hydroxytryptophan die Bildung von Serotonin erhöht, wird es bei verschiedenen Krankheiten eingesetzt, bei denen Serotonin vermutlich eine wichtige Rolle spielt, darunter Depression, Schlaflosigkeit und viele andere Erkrankungen.
Vielleicht fragst Du Dich, warum man 5-HTP statt Serotonin nimmt? Das liegt daran, dass 5-HTP anders als oral aufgenommenes Serotonin die Blut-Hirn-Schranke durchdringt und somit direkt ins Gehirn gelangen kann. So kann 5-HTP theoretisch den Serotoninspiegel im Gehirn beeinflussen. Und im Gegensatz zu Thyroxin wird 5-HTP nicht noch in andere Stoffe, sondern direkt in Serotonin umgewandelt.
Die Wirkung von 5-Hydroxytryptophan bei verschiedenen Erkrankungen und Symptomen ist Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Mehrere Studien untersuchen welchen Einfluss die Einnahme von 5-HTP im Körper hat und ob die Einnahme von 5-HTP wirksam bei bestimmten Erkrankungen sein könnte. Der aktuelle Forschungsstand zeigt, dass 5-HTP möglicherweise Depressionen verbessern könnte, indem es die Serotoninkonzentration - also die Menge an “Glückshormonen” - steigert.
Weitere Themen, die untersucht wurden, bei denen aber die Beweise noch nicht ausreichen, um klare Aussagen über die Wirksamkeit treffen zu dürfen, sind:
- Übergewicht,
- Migräne,
- Symptome der Menopause,
- Alzheimer,
- Angstzustände,
- Fibromyalgie,
- Parkinson,
- Schlaflosigkeit
- Symptome eines Drogenentzugs.
5-Hydroxytryptophan und Übergewicht
Einige Studien untersuchen die Wirkung von 5-HTP bei starkem Übergewicht bzw. Fettleibigkeit (Adipositas). Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird von einer Adipositas gesprochen, wenn Menschen einen sogenannten Body-Mass-Index (BMI) über 30 kg/m² haben. Bei sehr starkem oder krankhaftem Übergewicht steigt das Risiko für bestimmte Folgeerkrankungen etwa Diabetes oder koronare Herzkrankheiten. Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Einnahme von 5-HTP dazu beitragen könnte, Appetit, Kalorienzufuhr und Gewicht bei adipösen Menschen zu reduzieren.
Denn während einer Diät zur Gewichtsabnahme sinken die Serum-Tryptophan-Spiegel und die Serotonin-Spiegel im zentralen Nervensystem dramatisch ab. Diese niedrigen Serotoninspiegel bei stark übergewichtigen Patienten wurden mit einem starken Verlangen nach Kohlenhydraten und daraus resultierenden Essanfällen in Verbindung gebracht. Es wurde die Theorie aufgestellt, dass 5-HTP dazu beitragen kann, diesen ernährungsbedingten Rückgang des Serotonins zu verhindern und so die Gewichtsabnahme zu fördern.
In einer Abnehm-Studie wurden 20 stark übergewichtigen Teilnehmerinnen in eine 5-Hydroxytryptophan-Gruppe und eine Placebo Gruppe aufgeteilt. Diejenigen Frauen, die 5-HTP als Nahrungsergänzung einnahmen, haben viel weniger Kalorien aufgenommen als die Placebo-Gruppe. Zudem sank die Kohlenhydrataufnahme der 5-HTP-Gruppe um 50 Prozent und die Frauen konnten ihr Gewicht stärker reduzieren. Die Forscher interpretierten, dass die Einnahme von 5-HTP das Verlangen nach Kohlenhydraten mindern könnte und so Binge-Eating-Anfälle (“Essanfälle“) verhindern könnte.
5-Hydroxytryptophan und Schlaf
5-HTP ist eine wichtige Vorstufe von Serotonin. Ein gesunder Serotoninspiegel beeinflusst unter anderem den Melatoninspiegel. Melatonin ist ein wichtiges Hormon, das unseren Schlaf anregt. Daher wird die Wirkung von 5-HTP auf die Schlafqualität seit Jahren in wissenschaftlichen Studien untersucht. Denn die Einnahme von 5-HTP könnte die Menge des Melatonin beeinflussen.
Eine am Menschen durchgeführte Studie zeigte, dass eine Kombination von 5-HTP und Gamma-Aminobuttersäure (GABA) die Schlafqualität verbesserte, Einschlafzeit signifikant verkürzte und die Schlafdauer verlängerte. GABA ist ein chemischer Botenstoff, der die Entspannung fördert. Die Kombination mit 5-HTP hat wahrscheinlich einen synergistischen Effekt.
Ein paar Forschungsergebnisse sind also vielversprechend. Aber es fehlen größere Studien mit Menschen. Das macht es schwierig 5-HTP für einen bessere Schlaf zu empfehlen, insbesondere weil es wahrscheinlich in Kombination mit anderen Stoffen wie GABA besser wirken könnte. Groß angelegte Studien zum Thema 5-HTP und Schlafqualität, sowie 5-HTP im Zusammenspiel mit GABA können hier weitere Erkenntnisse bringen.
5-Hydroxytryptophan und Kopfschmerzen
Vergangene Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Einnahme von 5-HTP Migräneattacken vorbeugen könnte. Es gibt Studien, die zeigen, dass die Einnahme von 5-HTP genauso vorteilhaft sein könnte, wie verschreibungspflichtige Medikamente.
5-Hydroxytryptophan und Fibromyalgie
Das Fibromyalgiesyndrom wurde früher auch als Weichteilrheuma bezeichnet. Es ist gekennzeichnet durch chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen, begleitet von Schlafstörungen und Müdigkeit. Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Einnahme von 5-HTP über einen Zeitraum von 30-90 Tagen Schmerzen, Morgensteifheit, Schlaf und Müdigkeit bei Menschen mit Fibromyalgie verbessern könnte. Leider gibt es nur sehr wenige Studien zur Wirksamkeit von 5-HTP bei Fibromyalgie, deshalb können noch keine klaren Aussagen getroffen werden.
Mögliche Nebenwirkungen von 5-Hydroxytryptophan
Wie bei allen Nahrungsergänzungsmitteln sind Nebenwirkungen und Wechselwirkungen möglich. Es ist wichtig, dass die empfohlene Tagesdosis nicht überschritten wird. Bei größeren, oral aufgenommenen Mengen wurde von Magenproblemen und Muskelkrämpfen berichtet.
Weitere mögliche Nebenwirkungen von 5-HTP sind Sodbrennen, Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schläfrigkeit, sexuelle Probleme und Muskelprobleme.
Allgemein kommt 5-HTP als natürliches Antidepressivum zum Einsatz. Um Stimmung, Wohlbefinden und Sättigungsgefühl zu verbessern kann man mit 100 mg pro Tag starten. Auch, wenn Einnahmeempfehlungen nicht ausgesprochen werden dürfen, so gibt es Richtwerte. Diese sollten unbedingt mit einem Arzt besprochen und auf die persönliche Situation abgestimmt werden. Es empfiehlt sich bei Ersteinnahme oder einer längeren Pause die gewünschte Dosierung einzuschleichen.
Um Stimmung, Wohlbefinden und Sättigungsgefühl zu verbessern kann man mit 100 mg pro Tag starten. Wenn man nach längerer Einnahme keine Wirkung verspürt kann die Dosis auf 2x 100mg/täglich verteilt auf morgens und abends erhöht werden. Eine Steigerung wird mit einer Dosierung von 3x 100 mg/täglich verteilt auf morgens, mittags und abends erreicht.
Bei Schlaflosigkeit kann man 100 mg – 300 mg 30 Minuten vor dem zu Bett gehen einnehmen. 600 mg ist das Maximum und wird von Ärzten bei Depression und Angstzuständen empfohlen. Diese Dosis sollte nicht mit L-Tryptophan kombiniert werden. 5-HTP kann zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Bei einem Wunsch nach einer Gewichtsabnahme 20min vor der Mahlzeit.
Unvermittelt hohe Dosierungen können in seltenen Fällen zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl oder Sodbrennen führen. Bei Einnahme von Antidepressiva oder anderer Psychopharmaka sollte die zusätzliche Einnahme von 5-HTP mit einem Arzt abgesprochen werden, um Wechselwirkungen zu vermeiden. Nicht für Schwangere, Stillende sowie Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren geeignet.
Achtung:
5-HTP kann den Serotoninspiegel beeinflussen. Einige Medikamente können ebenfalls den Serotoninspiegel beeinflussen. Besprich unbedingt mit Deinem Arzt, welche Nahrungsergänzungen Du nimmst und setze 5-HTP gegebenenfalls ab, wenn Du neue Medikamente verschrieben bekommst oder eine Operation durchgeführt werden muss.
Medikamente gegen Depressionen (Antidepressiva) interagieren mit 5-HTP. Du solltest sie nicht zusammen mit 5-HTP einnehmen! Die Einnahme von 5-HTP zusammen mit Medikamenten gegen Depressionen kann das Serotonin zu stark erhöhen und ernste Nebenwirkungen wie Herzprobleme, Zittern und Angstzustände verursachen.
Es gibt nicht ausreichend Informationen, um zu wissen, ob die Einnahme von 5-HTP in der Schwangerschaft oder Stillzeit sicher ist. Bleib auf der sicheren Seite und vermeide die Anwendung, wenn Du schwanger bist oder stillst.
Quellen & zum Weiterlesen
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