Du möchtest wissen, was mit Deinem Darm nicht stimmt und was die möglichen Ursachen sein könnten? Jede Frage, die Du mit „Ja“ beantwortet hast, gibt Dir Hinweise auf Störfaktoren.
A) Medikamente – manchmal ein Schlag in die Magengrube
Je häufiger Du auf die Fragen 1 bis 5 mit „Ja“ geantwortet hast, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Deine Darmflora gestört ist. All diese Medikamente führen zu dauerhaften Veränderungen in der Zusammensetzung und Vielfalt der Darmkeime und könnten die Ursache Deiner körperlichen oder psychischen Beschwerden sein.
Zu Frage 1: Hast Du in den vergangenen sechs Monaten Antibiotika eingenommen?,
Zu Frage 2: Nimmst Du häufiger (mindestens einmal jährlich) Antibiotika?,
Zu Frage 3: Hast Du als Kind mehrfach Antibiotika enthalten?
Antibiotika sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch sie greifen auch stark und nachhaltig in das Bakteriengleichgewicht des Darms ein, denn sie unterscheiden in der Regel nicht zwischen Freund und Feind. Nicht nur die Zusammensetzung ändert sich, auch die so wichtige Vielfalt des bakteriellen Lebens geht verloren. Zwar beginnt die Darmflora etwa eine Woche nach dem Absetzen des Antibiotikums wieder, sich zu regenerieren, aber in den meisten Fällen ist die Komposition der Darmkeime auch noch Monate nach dem Ende der Einnahme anders als vor der Antibiotikabehandlung. Besonders mehrere Antibiotikaeinnahmen in kurzen Abständen oder in den ersten Lebensjahren können das Mikrobiom so stark verändern, dass es sich – ohne Unterstützung durch den Lebensstil - nie mehr komplett erholt und die Vielfalt und die Zusammensetzung über Jahre verändert bleiben. Selbst im Erwachsenenalter, wenn das Mikrobiom schon deutlich stabiler ist, führt eine antibakterielle Therapie zu einer Störung der Darmflora, die Übergewicht oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zu begünstigen scheint. Wichtig ist es deshalb, vor jeder Antibiotikaeinnahme deren Notwendigkeit gründlich abzuwägen. Eine übertriebene Angst vor Antibiotika ist jedoch ebenso fehl am Platz wie eine unkritische Einnahme. Nach einer Antibiotikabehandlung sollte die Regeneration der Darmflora durch eine darmfreundliche Ernährung und die Einnahme von Pro-, besser noch Synbiotika unterstützt werden. Pro- oder Synbiotika sollten mindestens vier, besser acht Wochen lang eingenommen werden. Anschließend kann die Darmflora durch eine darmfreundliche Ernährung stabilisiert werden.
Zu Frage 1: Hast Du in den vergangenen sechs Monaten Antibiotika eingenommen?,
Zu Frage 2: Nimmst Du häufiger (mindestens einmal jährlich) Antibiotika?,
Zu Frage 3: Hast Du als Kind mehrfach Antibiotika enthalten?
Zu Frage 4: Nimmst Du Medikamente, die die Magensäure hemmen, sogenannte Protonenpumpenhemmer (Magenschutztabletten)?
Protonenpumpenhemmer (PPH, Magenschutztabletten) zählen zu den zehn weltweit am häufigsten eingesetzten Medikamenten. Ihre Aufgabe ist es, die Bildung der ätzenden, aber dennoch notwendigen Magensäure zu reduzieren. Im Magen herrscht ein extrem Saures und somit bakterienfeindliches Milieu. Vor allem die Salzsäure, die von den Magenschleimhautzellen produziert wird, ist aggressiv. Doch so gefährlich die Salzsäure auch ist, für unsere Gesundheit ist sie normalerweise wichtig. Sie stellt einen „Säurewall“ dar, der die nachfolgenden Darmabschnitte vor unerwünschten Keimen aus der Nahrung oder dem Mund und Rachen schützt. Die meisten Bakterien bleiben in diesem Säurebad auf der Strecke und dadurch wird so manche Infektion verhindert. Doch manchmal ist es notwendig, die Produktion der Magensäure zu blockieren. Und hier kommen die Protonenpumpenhemmer ins Spiel. Eingesetzt werden sie bei Magenschleimhautentzündungen, Magengeschwüren, Sodbrennen oder wenn die Magenschleimhaut durch die Einnahme von Schmerzmitteln und Blutverdünnungsmitteln besonders empfindlich wird. Viele dieser Säureblocker sind rezeptfrei erhältlich, wodurch dem Patienten Harmlosigkeit suggeriert wird. Doch niederländische Wissenschaftler stellten nun fest, dass die Medikamente zu ganz deutlichen Veränderungen der Darmflora führen. Nicht nur deren Vielfalt wird reduziert, sondern die Medikamente machen den Magen-Darm-Trakt auch anfälliger für ernste Infektionen mit teilweise gefährlichen Keimen. Denn nur eine gesunde und reichhaltige Darmflora ist in der Lage, feindlichen Keimen die Stirn zu bieten. Nach langfristigem Gebrauch von Säureblockern lassen sich Veränderungen bei mindestens 20 Prozent der Darmkeime nachweisen und die Ausgewogenheit des Mikrobioms wird empfindlich gestört. Zudem treten während der Einnahme solcher Medikamente gehäuft Darminfektionen auf. Vor allem das Risiko für eine Infektion mit dem Keim Clostridium difficile steigt den niederländischen Forschern zufolge um 67 Prozent an. Dieser Keim ist unter Medizinern gefürchtet, denn besonders bei kranken oder älteren Menschen kann er zu einer lebensbedrohlichen Infektion führen. Um auch während der Einnahme von Magenschutztabletten die Darmflora gesund zu erhalten, ist eine darmfreundliche Ernährung besonders wichtig.
Zu Frage 4: Nimmst Du Medikamente, die die Magensäure hemmen, sogenannte Protonenpumpenhemmer (Magenschutztabletten)?
Zu Frage 5: Benötigst Du mehrmals im Monat Abführmittel?
Auch Abführmittel führen auf Dauer zu einer nachweisbaren Veränderung der Darmflora, wodurch wiederum der Stuhlgang negativ beeinflusst wird und „Verstopfungen“ weiter gefördert werden. In mehreren Studien wurden die Auswirkungen einer Fastenkur mit vorherigem „Glauben“ (= Abführen) untersucht. Dabei wird nach einer Darmreinigung mit dem Abführmittel Glaubersalz mehrere Tage lang keine feste Nahrung mehr aufgenommen. Lediglich Wasser, Kräutertee, frisch gepresste Säfte und eine Fastenbrühe sind erlaubt. In einer Studie erfolgte – anders als bei den klassischen Fastenkuren - anschließend ein Aufbau der Darmflora mit einem Präparat, das einen Mix aus Milchsäurebakterien und Bifidokeimen enthielt. Stuhlproben wurden vor dem Fasten, am Tag des Abführens und am Ende der Fastenkur nach erfolgtem Darmfloraaufbau analysiert.
Nach dem Abführen mit Glaubersalz nahm die Vielfalt der Keime dramatisch ab. Die Zahlen der beiden Hauptgruppen Bacteroidetes und Firmicutes sanken messbar, hingegen nahm der Anteil an Proteobakterien und Enterobakterien im Darm deutlich zu. Ich möchte Dich hier nicht mit unaussprechlichen Bakteriennamen langweilen, aber diese neue Konstellation im Darm ist gefährlich, genauer gesagt entzündlich. Ein Überwiegen der beiden letzteren Keimarten geht nämlich sehr häufig mit entzündlichen Erkrankungen einher, die nicht nur dem Darm, sondern dem gesamten Organismus schaden und auch die Stimmung in den Keller ziehen können. Erhielten die Studienteilnehmer anschließend jedoch über mehrere Wochen ein probiotisches Präparat, dann nahm allmählich auch die Zahl der guten Keime wie Bifidobakterien, Akkermansia oder Faecalibacterium prausnitzii – alles Freunde einer gesunden Darmschleimhaut – zu, die Zahl der brandstiftenden Bakterien ging zurück. Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen finnische Experten. Nach dem Abführen hatten plötzlich andere Keime im Darm das Sagen, nämlich solche, die man bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Reizdarm findet. „Es ist nicht auszuschließen, dass der Anstieg solcher Organismen gesundheitsschädigende Effekte haben könnte“, meinen die finnischen Forscher. Beide Erkrankungen schlagen zudem nicht selten auch aufs Gemüt.
Interessant ist, dass schon ein einmaliges Abführen vor einer Fastenkur, in diesem Fall das klassische „Glaubern“, dem Darm Schaden zufügen kann. Denn normalerweise wird die Darmflora nach einer solchen Kur nicht wieder gezielt aufgebaut. Und Wasser und Kräutertee stellen ebenfalls kein adäquates Futter für gutwillige Darmbakterien dar. Ruck, zuck gewinnen dann die Entzündungskeime die Oberhand und solche, die auf Dauer zu Gewichtsproblemen führen. Zukünftig sollte überdacht werden, ob das Abführen vor einer Fastenkur wirklich zwingend notwendig ist. Gerade für zwei Gruppen von Menschen, die sich viel vom Fasten versprechen, nämlich solche mit Übergewicht und solche mit Entzündungen, scheint das Abführen kontraproduktiv zu sein.
Zur Schädlichkeit einer dauerhaften Einnahme von Abführmitteln muss man eigentlich nichts mehr sagen. Das Problem ist, dass durch solche Mittel der Darm immer träger wird und die Notwendigkeit, mit Laxantien nachzuhelfen, immer zwingender. Abführmittel sollten deshalb nur im äußersten Notfall und mit Bedacht eingesetzt werden. Ein Abführmittel-Entzug und eine Umstellung auf darmfreundliche Kost können hier auf Dauer eine Menge Gutes für den Darm tun und auch die Stimmung wieder anheben, die von ständigen Verdauungsproblemen durchaus in Mitleidenschaft gezogen wird. Wer seinen Darm gesund halten und sich vor Depressionen und Stimmungstiefs schützen möchte, sollte deshalb die Finger von Glaubersalz und Co. lassen. Besser ist es, ballaststoffreicher zu essen und vor allem präbiotische Ballaststoffe in den Speiseplan aufzunehmen. Wem das nicht reicht, der kann durch Synbiotika seine Verdauung auf Trab bringen und der Darmflora unter die Arme greifen. Synbiotika sind Nahrungsergänzungsmittel, die sowohl Darmbakterienfutter (präbiotische Ballaststoffe) als auch gute, probiotische Bakterien enthalten.
Zu Frage 5: Benötigst Du mehrmals im Monat Abführmittel?
B) Erkrankungen und Beschwerden – Signale aus der Unterwelt
Jede der unter den Fragen 6 bis 10 genannten Erkrankungen und Beschwerden kann die Folge einer gestörten Darmflora oder einer durchlässigen Darmbarriere sein. mit dem Darm ist es so wie mit fast jedem anderen Organ auch: ist er gesund, spüren wir ihn nicht. Erst wenn etwas nicht in Ordnung ist, macht sich der Magen-Darm-Trakt mit Unwohlsein, Druckgefühl, Schmerzen, Verdauungsstörungen oder auch mit psychischen Beeinträchtigungen bemerkbar.
Zu Frage 6: Leidest Du unter Nahrungsmittelallergien?
Nahrungsmittelallergien stehen in einer ganz besonderen Verbindung zum Darm, denn schließlich muss alles, was vom Teller in den Körper will, den Darm passieren. Ist dann auch noch die Darmbarriere gestört, sprich „löchrig“, gelangen viel zu große Partikel von Apfel, Nuss und Mandelkern zu den Immunzellen, die vor allem hinter dem Darmepithel stationiert sind. Sofort schlagen die körpereigenen Abwehrzellen Alarm, denn in dieser Form haben sie Obst, Gemüse oder Milcheiweiß noch nicht kennengelernt. Um den vermeintlichen „Feind“ zukünftig besonders effektiv bekämpfen zu können, werden Waffen geschmiedet, die passgenau zum vermeintlichen Gegner vom Esstisch passen. Und der nächste Genuss von Getreide, Kernobst oder Eiern kann dann für den Betroffenen zur Qual werden. Gelegentlich lassen sich Erfolge durch die Einnahme von Probiotika erzielen.
Zu Frage 6: Leidest Du unter Nahrungsmittelallergien?
Zu Frage 7: Leidest Du unter anderen Allergien oder Neurodermitis?
Aber auch bei anderen Allergien und Neurodermitis sollte man sich mit dem darmeigenen Immunsystem beschäftigen. In Deutschland leidet etwa jeder vierte bis fünfte Erwachsene unter Pollenallergie. Mit Neurodermitis müssen zwischen 10 und 20 Prozent der Kinder und etwa 3 Prozent der Erwachsenen klarkommen. Schnupfen, Asthma oder Ekzeme und Juckreiz machen den Patienten das Leben schwer. Offenbar spielt unser moderner Lebensstil dabei eine Rolle. Uns mangelt es an Schmutz, Dreck, Schlamm, Matsch! In einer zu sauberen und hygienischen Umgebung fehlen unseren Abwehrzellen die Sparringspartner, nämlich harmlose Bodenbakterien. Aus lauter Langeweile suchen sie sich andere Gegner wie die Haare des Familienmeerschweinchens oder die Pollen der Birke aus Nachbars Garten und reagieren darauf mit dem ganzen Spektrum ihrer Abwehrstrategien. Die Folge: laufende Nase, Atemnot, rote Augen und Ekzeme.
Die Vielzahl der Studien dazu kann man in einer einfachen Gleichung zusammenfassen: Wenig Schmutz = viel Allergie. So erkranken Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, in einer Großfamilie leben oder früh Kontakt zu anderen Kindern haben, sehr viel seltener an Asthma, Heuschnupfen und Ekzemen, denn deren Immunsystem kann sich viel früher mit nicht krank machenden Keimen auseinandersetzen und entwickelt dann seltener Allergien. Auch der Darm als großes Immunorgan spielt eine Rolle, denn die Darmkeime trainieren die Abwehrzellen. Ein gut ausgebildeter „Immunpolizist“ muss dann später nicht übereifrig auf harmlose Pollen, Erdbeeren oder Haselnüsse reagieren. Fehlen „gute“ Trainingsbakterien in der hygienischen Umwelt, kann man den Abwehrkräften Partner aus dem Supermarkt oder der Apotheke an die Seite stellen: die bereits erwähnten Keime in Probiotika. Auch in naturbelassenem Joghurt, Kefir oder nicht erhitztem Sauerkraut findet man diese Wohltäter.
Schwangere, die Probiotika zu sich nahmen, halbierten dadurch das Neurodermitisrisiko ihres allergiegefährdeten Nachwuchses und die Wirkung hielt mindestens bis zum fünften Lebensjahr an. Auch Kinder, die als Säugling gestillt wurden (Muttermilch fördert die Entwicklung einer gesunden Darmflora) oder nach der Geburt gesunde Keime mit der Flaschennahrung erhielten, erkranken seltener an Allergien und Ekzemen als Kinder, die nicht gestillt wurden und bei denen keine probiotischen Bakterien im Fläschchen waren.
Zu Frage 7: Leidest Du unter anderen Allergien oder Neurodermitis?
Zu Frage 8: Leidest Du unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)?
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, zu denen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zählen, werden in den letzten Jahrzehnten vor allem in Industrieländern immer häufiger diagnostiziert. In Deutschland sind etwa 320.000 Menschen davon betroffen. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass es Zusammenhänge zwischen diesen Erkrankungen und dem Darmmikrobiom gibt und dass Umweltfaktoren wie Ernährung oder übertriebene Hygiene, die häufige Anwendung von Antibiotika oder der Einsatz von Desinfektionsmitteln im Haushalt eine Rolle spielen könnten. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gehen grundsätzlich mit einer reduzierten Artenvielfalt einher. Vor allem das Faecalbacterium prausnitzii ist bei den Patienten Mangelware. Möglicherweise reagiert auch das Abwehrsystem der Betroffenen mit einer unangebracht starken Entzündung auf bestimmte Keime im Darm.
Wie lassen sich diese Erkenntnisse in der Therapie nutzen? In verschiedenen Studien wurde untersucht, ob sich Prä-, Pro- oder Synbiotika günstig auf den Erkrankungsverlauf auswirken. So ließen sich bei Morbus Crohn nach einer sechsmonatigen Behandlung mit einem Synbiotikum (dieses enthielt unter anderem Bifidobakterien, Inulin und Oligofruktose) eine Reduktion der Entzündung sowie der Erkrankungsaktivität nachweisen. Allerdings helfen diese Produkte nicht immer bei Morbus Crohn. Manche Studien konnten auch keine Effekte nachweisen. Anders sieht es bei Colitis ulcerosa aus. Hier besserte sich die Erkrankung recht häufig durch die länger dauernde Einnahme von Prä- oder Synbiotika. Einen Versuch ist es sicher wert. Wer das ausprobieren möchte, sollte vorab Rücksprache mit seinem behandelnden Arzt halten. Antibiotika sollten bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa hingegen nur sehr zurückhaltend eingesetzt werden. Es gibt Hinweise darauf, dass die Veränderungen des Darmmikrobioms durch Antibiotika einen Schub auslösen können.
Zu Frage 8: Leidest Du unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)?
Zu Frage 9: Hast Du deutliches Übergewicht? Hast Du den Eindruck, dass Du schneller zunimmst und größere Schwierigkeiten hast, Gewicht wieder zu verlieren, als Deine Mitmenschen?
Übergewicht oder Schwierigkeiten, das Gewicht zu halten, sind sehr eng mit dem Zustand der Darmflora verbunden. Menschen, die sich selbst als „gute Futterverwerter“ bezeichnen würden, haben meistens andere Keime im Gedärm als solche, denen es schwerfällt, schlank zu bleiben. Auffallend ist, dass die Darmflora bei Menschen mit Übergewicht häufig verarmt ist. Gleichzeitig gewinnen Moppelkeime aus der Gruppe der Firmicutes die Oberhand und verdrängen die „Rank-und-schlank-Bakterien“, die zur Familie der Bacteroidetes gehören. Studien konnten belegen, dass die „dicke Darmflora“ Tag für Tag etwa 150 bis 200 Kalorien mehr aus der Nahrung zieht als eine schlanke. Im Laufe eines Jahres summiert sich die zusätzlich aufgenommene Energie zu rund zehn Kilo mehr auf den Hüften. Wie eng das Mikrobiom mit dem Gewicht zusammenhängt, zeigen auch Stuhlübertragungen von dicken auf schlanke Mäuse: Die vormals agilen Nager bekamen dadurch – bei gleichem Futter – schnell ansehnliche Bäuchlein. Und auch bei Menschen sind enorme Gewichtszunahmen festgestellt worden, wenn eine Stuhltransplantation von einem übergewichtigen auf einen schlanken Patienten erfolgte. Eine solche Maßnahme ist manchmal medizinisch notwendig, um Darminfektionen zu behandeln, bei denen Antibiotika nicht mehr helfen. Mithilfe der Ernährung lässt sich die Darmflora auf schlank programmieren. Wer die richtigen Bakterien im Darm hat, resorbiert weniger Kalorien aus der Nahrung, schüttet mehr Sättigungshormone aus und speichert weniger Fettgewebe.
Zu Frage 9: Hast Du deutliches Übergewicht? Hast Du den Eindruck, dass Du schneller zunimmst und größere Schwierigkeiten hast, Gewicht wieder zu verlieren, als Deine Mitmenschen?
Zu Frage 10: Leidest Du unter einem Reizdarmsyndrom?
10 bis 20 Prozent der Bevölkerung leiden unter einem Reizdarmsyndrom (rDS), wobei mehr Frauen als Männer betroffen sind. Damit ist RDS eine der häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Die Symptome sind vielfältig: Blähungen, Bauchschmerzen, Stuhlgangveränderungen wie Durchfall und Verstopfung werden meistens begleitet von psychischen Problemen wie Ängstlichkeit oder Depressionen. Das Problem: Obwohl die Patienten oft sehr stark leiden, findet der Arzt meistens keine Ursache. Doch inzwischen rückt auch beim Reizdarmsyndrom die Darmflora stärker in den Fokus. Immer mehr Studien belegen jetzt, dass sich durch die Einnahme von Probiotika, also lebenden Darmkeimen, viele Beschwerden positiv beeinflussen lassen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Mucosale Immunologie und Mikrobiom (DGMIM) ist das Vorkommen von Proteobakterien und Bakterien des Stammes Firmicutes beim Reizdarm erhöht. Acinetobacter, Bacteroides und Bifidobakterien sind verringert. Zudem lässt sich im Stuhl von RDS-Patienten eine Zunahme der Bakterienspezies Veillonella und Lactobacillus mit gleichzeitig erhöhten Konzentrationen von Essigsäure und Propionsäure feststellen. Der Einsatz von Pro- oder Synbiotika kann sich günstig auf die gestörte Darmflora auswirken und die Dysbalance wieder ins Gleichgewicht bringen.
Wenn Du unter einem Reizdarmsyndrom leiden, kann es deshalb sinnvoll sein, die Darmflora analysieren zu lassen.
Zu Frage 10: Leidest Du unter einem Reizdarmsyndrom?
C) Lebensstil – Unterstütze die Darmflora mit Messer, Gabel und Laufschuhen
Zu Frage 11: Hast Du in den vergangenen sechs Monaten mit dem Rauchen aufgehört?
Mit dem Rauchen aufzuhören ist prinzipiell eine sinnvolle Sache und bringt auf Dauer zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Sagen sich Raucher von ihrem Laster los, hat das auch Einfluss auf das Leben im Darm. Die an Nikotin, Teer und Kondensat gewöhnte Darmflora wird von den guten Vorsätzen ziemlich überrascht und stürzt erst mal ins Chaos. Viele Raucher kennen das leidige Thema: Lässt man den Glimmstängel weg, bekommt man ein paar Kilo dazu. Oft erklärt man sich das Phänomen durch „Kompensationsessen“ – statt zur Zigarette greift man einfach häufiger zu Schokokeksen und Gummibärchen. Doch das ist nicht immer der Fall. Tatsächlich nehmen rund 80 Prozent der Exraucher im Laufe der nächsten Monate durchschnittlich vier bis fünf Kilo zu – selbst wenn sie die Kalorienzufuhr beibehalten oder sogar etwas reduzieren. Eine (Teil-)Ursache liegt auch hier wieder im Darm. Bekommt der Körper kein Nikotin mehr, verändert sich die Zusammensetzung der Darmkeime. Die Anzahl der Firmicutes steigt im Dickdarm fast auf das Doppelte an, andere wie die Bacteroidetes werden verdrängt. Und das ist fatal. Denn ein höherer Anteil an Firmicutes und weniger Bacteroidetes fördern Entzündungen und gehen oft auch mit einer Gewichtszunahme einher. Wer plant, mit dem Rauchen aufzuhören, sollte parallel dazu seine Darmbakterien pflegen und am besten gleich mit der Darmbakterien-Diät beginnen. Nur dann hat man gute Chancen, Glimmstängel und Pfunde gleichermaßen loszuwerden. Und auf Dauer hat der Rauchstopp auch für die Darmflora etwas Gutes, denn die so wichtige Vielfalt der Keime nimmt allmählich wieder zu, und das bekommt nicht nur der körperlichen, sondern auch der psychischen Gesundheit.
Zu Frage 11: Hast Du in den vergangenen sechs Monaten mit dem Rauchen aufgehört?
Zu Frage 12: Warst Du in den letzten Jahren in tropischen Ländern und hast dort unter Magen-Darm-Beschwerden gelitten?
Reisen in die Tropen gehören inzwischen für viele zum Urlaubsrepertoire. Mehr als 300 Millionen Traveller besuchen jedes Jahr Länder mit sehr schlechten hygienischen Verhältnissen. Doch mit dem weltweiten Tourismus verbreiten sich auch Keime, an die wir Mitteleuropäer nicht gewöhnt sind. Studien konnten jetzt nachweisen, dass jeder Dritte, der in ein Land mit niedrigem Hygienestandard reist, anschließend mit einem multiresistenten, also gegen viele Antibiotika unempfindlichen, Darmkeim nach Hause zurückkommt. Eine finnische Studie konnte nachweisen, dass das Risiko noch steigt, wenn im Urlaub ein Antibiotikum zur Behandlung des Reisedurchfalls eingenommen wurde. Der Grund: Die Medikamente schädigen die eigene schützende Darmflora und aggressive Urlaubskeime können dann leichter in unseren Därmen heimisch werden. Deshalb sollte man den Antibiotikaeinsatz bei Reisedurchfall immer gründlich überdenken. In vielen Fällen kann einer Reisediarrhö wirkungsvoll durch die präventive Einnahme eines Probiotikums vorgebeugt werden. Am besten, man beginnt schon ein paar Wochen vor der Abreise damit, die Darmflora aufzubauen.
Zu Frage 12: Warst Du in den letzten Jahren in tropischen Ländern und hast dort unter Magen-Darm-Beschwerden gelitten?
Zu Frage 13: Treibst Du selten Sport? Bewegst Du Dich weniger als 30 Minuten täglich?
„Mehr Sport treiben“ ist immer eine gute Empfehlung, doch erst seit Kurzem ist bekannt, dass auch die Darmflora was davon hat, wenn wir den inneren Schweinehund überwinden und öfters mal die Wanderschuhe schnüren. Regelmäßige Bewegung – schon schnelles Gehen reicht aus – bewirkt etwas im Darm. Sportler haben eine deutlich vielfältigere Darmbesiedelung als Couch Potatoes, wie eine Untersuchung an Rugbyspielern zeigen konnte. Und zumindest im Tierversuch waren die kleinen Mitbewohner besser geschützt vor Umweltgiften und Schadstoffen, die auch unserer Darmflora arg zusetzen können, wenn die Nager im Laufrad ihre Runden drehen durften.
Zu Frage 13: Treibst Du selten Sport? Bewegst Du Dich weniger als 30 Minuten täglich?
Zu Frage 14: Leidest Du beruflich oder privat unter Dauerstress?
Unter Stress geht die bakterielle Vielfalt zurück. Wichtige Keime wie Milchsäurebakterien werden dezimiert. Gleichzeitig kann eine solche Störung der Lebensgemeinschaft im Darm wiederum Stresssignale an den Kopf schicken, wodurch Alltagsstress sich schnell zu gefühltem Megastress aufschaukeln kann. Wenn Du Stress hast, solltest Du diesen von zwei Seiten angehen: Zum einen durch Stressmanagement und Entspannungsphasen – das ist aber meistens leichter gesagt als getan – und zum anderen durch eine gute Pflege Deiner Mitbewohner. Gerade in Stressphasen ist es deshalb sinnvoll, auf eine darmfreundliche Ernährung zu achten und eventuell auch vorübergehend prä- und probiotische Stoffe als Nahrungsergänzung zuzuführen. Einige Bakterienstämme senken nämlich sogar messbar den Stresshormonspiegel und das persönliche Stressempfinden.
Zu Frage 14: Leidest Du beruflich oder privat unter Dauerstress?
Zu Frage 15: Verwendest Du in Deinem Haushalt Desinfektionsmittel zum Putzen? Benützt Du eine desinfizierende Seife zur Reinigung der Hände?
Desinfektionsmittel in Haushaltsreinigern, antibakterielle Seifen, keimtötende Spülmittel – unsere Umgebung wird zunehmend steriler, und das schadet unserer Gesundheit. Kannst Du Dir vorstellen, dass mittelalterliche Bauern sich nach der Arbeit auf dem Feld erst mal gründlich geduscht haben oder steinzeitliche Jäger sich nach dem erfolgreichen Beutezug die Hände desinfiziert haben? Kaum denkbar! Unser Körper benötigt die regelmäßige Auseinandersetzung mit Keimen, um das Immunsystem auf Trab zu halten. Je hygienischer die Umgebung, desto häufiger treten zum Beispiel Allergien oder Asthma auf und desto eintöniger und damit schwächer ist unsere Darmflora. Auch unsere Darmbakterien freuen sich über ein bisschen Schmutz, denn der eine oder andere Keim, den wir durch eine nicht allzu hygienische Lebensweise aufnehmen, siedelt sich dann dauerhaft im Darm an und unterstützt die Keime vor Ort bei ihrer Arbeit.
Zu Frage 15: Verwendest Du in Deinem Haushalt Desinfektionsmittel zum Putzen? Benützt Du eine desinfizierende Seife zur Reinigung der Hände?
Zu Frage 16: Isst Du täglich weniger als drei Portionen ballaststoffreiche Nahrungsmittel wie Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen), Vollkornprodukte, Nüsse, Beeren oder Gemüse? (Eine Portion entspricht in etwa der Menge, die in eine Hand passt.),
Zu Frage 17: Bevorzugst Du schnell verdauliche Kohlenhydrate (Kuchen, Nudeln, eher helles Brot als Vollkornbrot, Süßigkeiten)?,
Zu Frage 18: Ernährst Du Dich nach Deiner eigenen Einschätzung eher einseitig und wenig abwechslungsreich?,
Zu Frage 19: Isst Du häufig (mehrmals pro Woche) Fast Food, Fertiggerichte oder besonders fettreiche Speisen oder trinkst Du häufig Softdrinks (Cola, Limo etc.)?
Ernährung:
Auch die Fragen 16 bis 19 geben wichtige Hinweise darauf, wie es den Darmbakterien geht. Je mehr Fragen Du mit „Ja“ beantwortet hast, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Zusammensetzung Deiner Darmflora nicht optimal ist. Wie sich die Keime im Darm zusammensetzen, hängt zum großen Teil davon ab, was wir essen. Um eine möglichst vielfältige Bakterienflora im Darm zu beherbergen, ist es zunächst einmal wichtig, abwechslungsreich zu essen. Die Keime, die über unsere Gesundheit und unser Gefühlsleben entscheiden, sitzen zum größten Teil im Dickdarm. Da viele Nahrungsmittel schon in oberen Darmabschnitten resorbiert werden, sollte unser Essen auch immer eine gute Portion schwer verdaulicher Nahrungsmittel, die auch als Präbiotika bezeichnet werden, enthalten.
Zu Frage 16: Isst Du täglich weniger als drei Portionen ballaststoffreiche Nahrungsmittel wie Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen), Vollkornprodukte, Nüsse, Beeren oder Gemüse? (Eine Portion entspricht in etwa der Menge, die in eine Hand passt.),
Zu Frage 17: Bevorzugst Du schnell verdauliche Kohlenhydrate (Kuchen, Nudeln, eher helles Brot als Vollkornbrot, Süßigkeiten)?,
Zu Frage 18: Ernährst Du Dich nach Deiner eigenen Einschätzung eher einseitig und wenig abwechslungsreich?,
Zu Frage 19: Isst Du häufig (mehrmals pro Woche) Fast Food, Fertiggerichte oder besonders fettreiche Speisen oder trinkst Du häufig Softdrinks (Cola, Limo etc.)?