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Darmgesundheit und Kinderwunsch

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Was hat Deine Darmgesundheit mit der Erfüllung eines Kinderwunsches gemeinsam? Unsere Expertin Karoline Gehrke klärt auf.

In Deutschland ist fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos. Der unerfüllte Kinderwunsch kann viele unterschiedliche Ursachen haben.
Möglich sind biologische Störungen, bei denen die Paare auf medizinische Hilfe angewiesen sind.
Aber auch starke emotionale Belastungen und äußere Faktoren wie Stress, Erschöpfung und ein ungesunder Lebensstil können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Es ist ein komplexes Thema bei dem sogar Dein Darm eine überraschend wichtige Rolle spielt.
In diesem Artikel erklären wir Dir, warum Du Deine Darmgesundheit für die Erfüllung Deines Kinderwunsches nicht vernachlässigen solltest.

Spielt der Darm eine Rolle beim Kinderwunsch?

Verrückt, aber wahr. Dein Darm kann weit mehr als “nur” verdauen.
Darmgesundheit ist nicht ohne Grund ein Trend geworden. Denn Dein Darm beeinflusst so gut wie alle Prozesse in Deinem Körper. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Deine Darmgesundheit, obwohl es im ersten Moment vielleicht keinen Sinn ergibt, sogar Deine Fruchtbarkeit beeinflussen könnte.

Eine gute Darmgesundheit bedeutet übrigens, dass Dein Darm mit einer Vielzahl an gesundheitsförderlichen Bakterien besiedelt ist, eine regelmäßige Verdauung hat und eine intakte Barriere zwischen Deinem Körper und der Außenwelt bildet. Ein gesunder Darm lässt wichtige Nährstoffe in den Körper rein und hält Krankheitserreger so gut es geht davon ab, in Deinen Körper einzudringen. Zusätzlich werden im Darm von Deiner Darmflora viele unterschiedliche Stoffe gebildet, die Deinen Gesundheitszustand beeinflussen.

Darmflora bezeichnet die Bakterien, Viren und Pilze, die in Deinem Darm zuhause sind. Jeder Mensch hat seine ganz eigene, individuelle Gemeinschaft an Mikroorganismen in und auf seinem Körper. Entscheidend ist das Gleichgewicht der Darmflora, also das Verhältnis von gesundheitsförderlichen zu krankmachenden Darmbewohnern. Dieses Verhältnis beeinflusst nicht nur Dein allgemeines Wohlbefinden, sondern auch Dein Risiko für Krankheiten, Deine Stimmung und wahrscheinlich auch Deine Fruchtbarkeit.


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Infografik: Einfluss der Darmgesundheit auf den Körper


Wie Du siehst, tragen die winzig kleinen Mikroorganismen in Deinem Darm eine ziemlich große Verantwortung. Das Problem ist, dass einige Menschen ein Ungleichgewicht von “gesunden” zu “ungesunden” Darmbakterien haben. Das fällt den meisten Betroffenen allerdings gar nicht auf, weil sie bei Darmgesundheit nur an Verdauungsprobleme wie Durchfall oder Verstopfung denken.

Doch auch dies sind mögliche Zeichen, dass Deine Darmflora aus dem so wichtigen Gleichgewicht geraten sein könnte:

  • Du bist ständig krank und nimmst jede Erkältungswelle mit.
  • Du hast in den letzten Monaten Antibiotika genommen.
  • Du hast einen Reizdarm.
  • Du hast mit hormonellen Problemen wie Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) oder Insulinresistenz zu kämpfen.

Immer mehr Forschungsergebnisse deuten zudem darauf hin, dass auch Probleme schwanger zu werden, Schwangerschaftskomplikationen und die Gesundheit des Babys von der Darmgesundheit beeinflusst werden könnten.

Warum Deine Darmgesundheit für eine gesunde Schwangerschaft so wichtig ist, kannst Du hier nachlesen: Darmgesundheit und Schwangerschaft

Dies sind die Mechanismen, über die Darmgesundheit und Kinderwunsch verbunden sind:

Eine gute Verdauung und die Nährstoffaufnahme

Was bringt die beste Ernährung, wenn man die Nährstoffe gar nicht richtig aufnimmt? Eine optimal funktionierende Verdauung ist essentiell, um Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen zu können. Für die Aufnahme von Vitamin B12 benötigst Du zum Beispiel ausreichend Magensäure. Für die Nährstoffaufnahme im Darm muss die Darmbarriere in Takt sein.

Veränderte Entzündungswerte im Körper

Entzündungen können die Ursache für viele Erkrankungen und Symptome sein, und dazu gehört leider auch der unerfüllte Kinderwunsch. Wenn die Prozesse im Darm beeinträchtigt sind oder “schlechte” Bakterien die Oberhand gewinnen, kann dies zu Entzündungsreaktionen im Körper führen. Auslöser können einseitige, fettreiche Ernährung oder die ungenügende Aufnahme von Ballaststoffen sein. Die Zunahme der Entzündungswerte kann zu einer schlechten Eizellqualität führen sowie zu einer Beeinträchtigung der Embryonalentwicklung beitragen. Durch die Verbesserung Deiner Darmflora kannst Du Entzündungen stark reduzieren und so Deine Fruchtbarkeit unterstützen.

Vaginale Gesundheit

Die Darmflora beeinflusst nicht nur den Darm, sondern auch andere Milieus im Körper. Tatsächlich kann man dieselben Bakterien, die man im Darm findet, auch in der Vagina und der Gebärmutter finden. Dazu gehören eine Reihe von Laktobazillen, die die Umgebung der Gebärmutterschleimhaut freundlich für die Einnistung der befruchteten Eizelle machen. Denn Laktobazillen senken den pH-Wert und sorgen für ein saures Milieu. Das verhindert krankmachende Keime sich auszubreiten.
Wenn Du also häufig an Scheidenpilzen oder bakterieller Scheideninfektion leidest, kann das ein Zeichen sein, dass Deine Vaginalflora und eventuell auch Deine Darmflora aus dem Gleichgewicht geraten sind. Und bei einem Ungleichgewicht kann es sein, dass auch die Erfüllung des Kinderwunsches schwieriger ist.

Östrogenstoffwechsel

“Östrogen” ist Dir sicherlich ein Begriff. Es wird auch als “weibliches Hormon” bezeichnet und spielt eine Schlüsselrolle für die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern. Wusstest Du allerdings, dass Dein Östrogenstoffwechsel von Deinem Darm beeinflusst wird?

Dein Darm reguliert den Östrogenspiegel über das Enzym Beta-Glucuronidase. Wenn die Darmgesundheit jedoch beeinträchtigt ist und das wichtige Gleichgewicht der Darmflora gestört ist, kann das Folgen für den Östrogenspiegel haben und zu einem zu hohen Östrogenspiegel führen. Genauso wie Deine Darmbakterien müssen aber auch Deine Hormone im Gleichgewicht sein. Ein zu hoher Östrogenspiegel wird auch als Östrogendominanz bezeichnet, wenn das Verhältnis von Östrogen gegenüber anderen wichtigen Fortpflanzungshormonen wie Progesteron dominiert. Östrogendominanz kann zu Fruchtbarkeitsproblemen bei Frauen und zur Verminderung der Spermienproduktion bei Männern beitragen.

Übrigens wird auch das hormonelle Problem der Insulinresistenz von der Darmflora beeinflusst. Insulinresistenz ist einer der Hauptfaktoren für erfolglose IVF-Versuche (künstliche Befruchtung). Das zeigt, wie eng Darmgesundheit und Kinderwunsch zusammenhängen.

Glücklicherweise haben Studien gezeigt, dass sich die Darmflora durch gezielte Ernährungsumstellungen und individualisierte Strategien gut modulieren lässt. Du kannst und solltest bereits vor einer Schwangerschaft etwas für Deine Darmgesundheit tun. Mit einer abwechslungsreichen, ballaststoffreichen Ernährung kannst Du Deine guten Darmbakterien stärken und den schlechten Darmbewohnern, das (Über-)Leben schwerer machen. Zusätzliche Stuhluntersuchungen zeigen Dir, wie es um Deine Darmgesundheit steht und können Dir noch konkretere Empfehlungen geben.

So kannst Du Deine Darmgesundheit optimieren, um Deine Chance für die Erfüllung Deines Kinderwunsches zu erhöhen

  1. Kümmere Dich um Deine Verdauung, um Nährstoffe aufzunehmen und Entzündungsreaktionen zu vermeiden.
    Manchmal reicht die gesündeste Ernährung nicht aus. Gehe der Ursache für Verdauungsbeschwerden auf den Grund. Könnte es sein, dass Du an Unverträglichkeiten oder Allergien leidest, die Deine Verdauung beeinträchtigen?
  2. Gib Deinen Darmbakterien Futter.
    Deine Darmbakterien lieben Ballaststoffe. Versorge Deine Darmflora mit sogenannten präbiotischen Ballaststoffen, indem Du eine Vielzahl an Obst und Gemüse isst.
  3. Vermeide zu viel Zucker, Süßstoffe, Fertiggerichte und Alkohol.
    Diese können das Darmmilieu schädigen, die Darmflora verändern und Entzündungen im Körper fördern.
  4. Arbeite mit der Kraft der Probiotika gegen die zerstörerische Gewalt der Antibiotika.
    Antibiotika töten unerwünschte Bakterien, die uns krank machen. Sie können nur leider nicht zwischen “gut” und “böse” unterscheiden. Deshalb vermindern Antibiotika auch immer die Anzahl der Darmbakterien, die wir unbedingt in unserem Darm haben wollen. Probiotika und probiotische Lebensmittel wie Sauerkraut oder Kefir könnten den Darm unterstützen, wenn eine Antibiotika-Einnahme nötig ist.

Quellen & zum Weiterlesen

Baker JM, Al-Nakkash L, Herbst-Kralovetz MM. Estrogen-gut microbiome axis: Physiological and clinical implications. Maturitas. 2017 Sep;103:45-53. doi: 10.1016/j.maturitas.2017.06.025. Epub 2017 Jun 23. PMID: 28778332.

Benner M, Ferwerda G, Joosten I, van der Molen RG. How uterine microbiota might be responsible for a receptive, fertile endometrium. Hum Reprod Update. 2018 Jul 1;24(4):393-415. doi: 10.1093/humupd/dmy012. PMID: 29668899.

BMFSFJ - Ungewollte Kinderlosigkeit. (2020, 1. November). Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/schwangerschaft-und-kinderwunsch/ungewollte-kinderlosigkeit

Davis JS. Connecting Female Infertility to Obesity, Inflammation, and Maternal Gut Dysbiosis. Endocrinology. 2016;157(5):1725-1727. doi:10.1210/en.2016-1198 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6285284/

Edwards SM, Cunningham SA, Dunlop AL, Corwin EJ. The Maternal Gut Microbiome During Pregnancy. MCN Am J Matern Child Nurs. 2017;42(6):310-317. doi:10.1097/NMC.0000000000000372

Kwa M, Plottel CS, Blaser MJ, Adams S. The Intestinal Microbiome and Estrogen Receptor-Positive Female Breast Cancer. J Natl Cancer Inst. 2016;108(8):djw029. Published 2016 Apr 22. doi:10.1093/jnci/djw029

Sirota I, Zarek SM, Segars JH. Potential influence of the microbiome on infertility and assisted reproductive technology. Semin Reprod Med. 2014;32(1):35-42. doi:10.1055/s-0033-1361821

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